Bauthermografie / Thermografie – Verbraucher werden teilweise in die Irre geleitet
Mittwoch, 23. Juli 2008 | Autor: admin
Auf dem Gebiet der Bauthermografie wird es für den Verbraucher immer schwieriger Angebote objektiv zu bewerten. Seit einiger Zeit treten in diesem Marksegment immer mehr Firmen mit einer aggressiven und unseriösen Verkaufpolitik auf. Eine Tendenz, die seit Einführung des Energiepass leider verstärkt zu beobachten ist.
Doch wie kann sich der Verbraucher vor unseriösen Angeboten, die an keiner Stelle eine Aussagekraft über bauliche Mängel, mangelnde Isolierung, Wärmebrücken, etc. besitzen schützen.
An dieser Stelle möchten wir auf einige wesentliche Punkte, welche Grundlage einer ordnungsgemäßen Bauthermografie sind, aufmerksam machen.
Der Fachverband für Thermografie VATh hat entsprechende Richtlinien zur Bauthermografie erarbeitet, die für eine Ordnungsgemäße Bauthermografie zwingend zu beachten sind.
Bei welchen Außentemperaturen kann eine Bauthermografie durchgeführt werden?
Eine Temperaturdifferenz von 15K sollte mindesten vorhanden sein. Bei einer Innentemperatur von 20°C darf die Außentemperatur maximal 5°C betragen. Erst bei dieser Temperaturdifferenz können gute, aussagekräftige IR- Aufnahmen gemacht werden. Grundsätzlich gilt, je größer die Temperaturdifferenz ist, je besser sind die entsprechenden IR-Aufnahmen.
Außen- oder Innenthermografie
Eine Außenthermografie kann in der Regel nur zur orientierenden Messung herangezogen werden. Um aussagekräftige Messungen durchführen zu können, muss auch eine Messung aus dem Innenbereich erfolgen. Viele thermische Schwachstellen werden überhaupt erst aus dem Innenbereich sichtbar (z.B. Dachbereich). Es ist daher dringend anzuraten die Messungen auch im Innenbereich durchzuführen.
Fachwerkthermografie wird in der Regel von außen durchgeführt.
Bei Gebäuden mit hinterlüftetem Vormauerwerk bzw. mit vorgehängten Fassaden ist nur Innenthermografie möglich.
Nachweis der Qualifikation des Thermografen
Bei den Zertifizierungen der Thermografen DIN 54 162 und EN 473 gibt es 3 Qualifizierungsstufen nach, wobei die Stufe 1 die niedrigste Qualifizierungsstufe ist. Die Qualifizierungsstufen bedeuten im Einzelnen:
Stufe 1: Eine Person, die in der Stufe 1 zertifiziert ist, hat die Fähigkeit nachgewiesen, thermografische Messungen nach einer Prüfanweisung unter Aufsicht von Personal auszuführen, das höher zertifiziert ist (Stufe 2- oder 3- Personal). Stufe 1- Personal ist innerhalb des auf dem Zertifikat festgelegten Aufgabenbereiches autorisiert. Stufe 1- Personal wird in der Regel bei Gruppenarbeit oder in der Fertigung eingesetzt.
Stufe 2: Eine Person, die in der Stufe 2 zertifiziert ist, hat die Fähigkeit nachgewiesen, thermografische Messungen nach aufgestellten oder allgemein anerkannten Verfahrensweisen durchzuführen und zu überwachen. Stufe 2- Personal ist innerhalb des auf dem Zertifikat festgelegten Aufgabenbereiches autorisiert, insbesondere Prüfanweisungen für sektorspezifische Anwendungen zu erstellen. Es sind fünf Anwendungsbereiche, auf den Zertifikat als Sektoren bezeichnet, vorgesehen:
– Aktive Thermografie (Materialprüfung auf Trennungen)
– Bauthermografie
– Industriethermografie
– Elektrothermografie
– Sondermessungen
Ein selbständiger Dienstleister sollte über eine solche Stufe 2-Zertifizierung auf seinem Anwendungsgebiet verfügen.
Stufe 3: Eine Person, die in der Stufe 3 zertifiziert ist, hat die Fähigkeit nachgewiesen, jede Tätigkeit auszuüben und zu leiten, für die sie zertifiziert ist. Eine in der Stufe 3 zertifizierte Person darf Prüfungsanweisungen und Verfahrensbeschreibungen aufstellen und alle Aufgaben der Stufe 1 und Stufe 2 übernehmen und überwachen. Eine Stufe 3- Person ist als Prüfungsaufsicht autorisiert und kann die Qualifizierungsprüfungen für eine Zertifizierung durch SECTOR Cert abnehmen.
Weitere Kriterien der Zertifizierungsstufen 1, 2 und 3 sind in der DIN 54162 enthalten, die alle Zertifizierungen in Deutschland regelt.
Diese Grundvoraussetzungen sind den wenigsten Verbrauchern bekannt. Kennt der Verbraucher doch aus der Presse immer nur die farbigen IR – Aufnahmen der Außenfassaden der Häuser.
Wer sich umfassend über die Anforderungen einer seriösen Bauthermografie informieren möchte, dem empfehlen wir an dieser Stelle die Richtlinie zur Bauthermografie des VATh (Verband für angewandte Thermografie).
Aufruf der Richtlinie mit folgendem Link…
Einholung eines schriftlichen Angebots
Jeder, der eine Bauthermografie durchführen lassen möchte sollte sich ein schriftliches Angebot geben lassen in der die einzelnen Leistungen, das eingesetzte Kamerasystem und die Auswertung und Dokumentation detailliert und umfassend beschrieben sind. Wer sich mit der Beurteilung des Angebots nicht sicher ist sollte sich mit dem VATh oder den Verbraucherschutzzentralen in Verbindung setzen.
Quelle : BL Automation GBR
durch Hinweis www.thermografie4you.de